New Purpose: Was Sinn stiftet, bleibt
Der Klimawandel macht der jüngeren Generation Sorgen – daran hat auch die Pandemie nichts geändert[i]. 50 Prozent der 18- bis 25-Jährigen halten die Klimaveränderungen für die größte Herausforderung in der Geschichte des Landes. Denn während das Virus überwindbar scheint, könnte der Klimawandel ihr ganzes Leben nachteilig prägen. „Die Corona-Krise sollte nicht dazu genutzt werden, den Klimaschutz aufzuschieben“, sagen drei Viertel der Deutschen laut der aktuellen QVC-Umfrage. Ebenso viele geben an, Nachhaltigkeit sei für sie der Schlüssel für Gesundheit und Sicherheit. Auch die Initiative „The Investor Agenda“, hinter der 400 Großinvestoren stehen, warnt in einem Schreiben an die Regierungen der führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) davor, den Klimaschutz nach der Corona-Krise zu vernachlässigen[ii].
Lokales gewinnt, Globales verliert
Spätestens jetzt wird Lifestyle für die Generation Y und Z zur politischen Frage. Die Krise hat bewiesen: Verzicht ist möglich. Auf einen kleinen Radius zurückgeworfen zu sein bedeutete auch: Der Blick auf das Angebot in der näheren Umgebung wurde wieder scharf gestellt. Bäckereien, Fleischereien und kleine Gemüsehändler avancierten zu Lokalhelden. Mit ihren frischen, regionalen Angeboten und einer relativ hohen Verfügbarkeit an Waren sicherten sie die Versorgung. Die Wertschätzung des Heimischen vor dem Exotischen wird sich verstärken.
Das lässt sich vor allem an den Ernährungsgewohnheiten der jüngeren Generationen gut beobachten. Bio, regional, vegan und tierloses Fleisch sind die Stationen des Wertewandels bei den Lebensmitteln, der sich weiter beschleunigt. 71 Prozent der Deutschen stimmen laut der aktuellen QVC-Umfrage der Aussage zu: „Durch die Corona-Krise ist mir wichtiger, dass Produkte regional hergestellt werden.“
Noch nie wurde der Begriff „Hofladen“ so häufig gegoogelt wie im Frühjahr 2020[iii]. Wie gut sich Nachhaltigkeit und technologischer Fortschritt ergänzen, zeigt das Beispiel des Online-Hofladens Frischepost. Das E-Commerce-Unternehmen bietet auf der Homepage nicht nur nachhaltig produzierte Lebensmittel an, sondern präsentiert auch ihre Erzeuger. Während der Pandemie konnte Frischepost seinen Umsatz verfünffachen.
Solidarität gegen die Krise
Bei allem Rückzug ins Private war die Corona-Krise auch die Zeit der Solidarität. Wie wirksam Engagement im Kleinen sein kann, wurde jetzt auch dem letzten Skeptiker klar. Städte und Gemeinden starteten digitale Plattformen, um lokale Händler zu unterstützen. Die Nachbarschafts-Community nebenan.de vermittelte Helfer an Hilfesuchende. Zwei Drittel der Deutschen geben in der aktuellen QVC-Umfrage an, dass sie künftig eher bei Anbietern einkaufen wollen, die für Solidarität, soziales Engagement und Nachhaltigkeit stehen.
Ein gutes Beispiel für die politischen Entwürfe von übermorgen ist auch das Streaming-Event „One World: Together at Home“. Die Musiker des Benefizkonzertes, das von YouTube und vielen TV-Sendern global übertragen wurde, spielten für die Helfer und Opfer der Corona-Krise. Die von Lady Gaga organisierte globale Solidaritätsaktion zeigte die Superstars als Menschen wie du und ich. Dutzende Musiker meldeten sich aus ihren Wohnzimmern, Küchen, Gärten oder Schlafzimmern, um ihre Appelle für eine weltweite Einheit und Solidarität aller Menschen zu bekunden. Mit einem 38-stündigen Online-Live-Festival auf der Plattform Twitch im April 2020 sammelte wiederum die Hilfsorganisation Viva con Agua erfolgreich Spenden: für sauberes Trinkwasser in Uganda[iv].
Die Rückkehr der Wertigkeit
Fast Fashion sorgte durch Produktionsbedingungen und Umweltbilanz schon lange für Diskussionen. In der Corona-Krise folgte eine Vollbremsung. 24 neue Kollektionen pro Jahr scheinen fragwürdig, wenn die Konsumenten nicht mehr ausgehen. Umsatzeinbußen könnten die Anbieter dazu bringen, ihre Wertschöpfungsketten künftig zu überdenken. In der heimischen Isolation haben zudem viele den Wert zeitloser Kleidung erfahren und alte Schätze im Schrank wiederentdeckt. „Ich achte zukünftig beim Einkauf von Kleidung mehr auf Langlebigkeit und Zeitlosigkeit“, sagen laut der QVC-Umfrage mehr als zwei von drei Deutschen.
Der Wert des Besitzes wird im Lockdown wieder mehr geschätzt und damit werden auch Sharing-Angebote neu bewertet. Aktuell ist die Distance Economy mit Angeboten, die Menschen digital verbinden, erfolgreicher als geteilte Produkte, für die man nach draußen gehen muss. Zwar sagen noch 53 Prozent der Deutschen, in Zukunft gelte als cool, wer Sharing-Angebote nutze. Doch es sind 11 Prozent weniger als noch vor zwei Jahren. Wohlmöglich ist dies jedoch nur eine Momentaufnahme. Sharing geht neue Wege: In China war nach den strengen Lockdown-Wochen ein Boom des E-Bike-Sharing zu beobachten – als schnell verfügbare Alternative zum öffentlichen Nahverkehr, der zeitweilig ausfiel[v]. Wenn das Vertrauen in diese Transportmittel sinkt, auch weil das Abstandhalten dort schwerer fällt, könnten Sharing-Dienste im Individualverkehr wieder Zulauf erhalten.
Quellen:
[iv] https://www.n-tv.de/leute/Stars-performen-fuer-den-guten-Zweck-article21692747.html