Medialisierung der Wohnung

Das wichtigste auf der Welt, das Zuhause, wird öffentlich

2038 wird unsere Wohnung mehr sein als nur ein Rückzugsort. Augmented und Virtual Reality öffnen ein neues Fenster zur Welt: Dank dieser medialen Extensionen vergessen wir den immer kleiner werdenden Wohnraum um uns herum. Nach den Phasen der Information, der Kommunikation und der Partizipation beginnt damit die Ära der Immersion: das Eintauchen in virtuelle Lebensräume, in denen wir uns von den hässlichen Seiten der Realität abschotten können. Diese neue Welt ist zugleich sicher und zugänglich designt. In fremde Länder zu reisen wir künftig, ohne uns dabei vom Sofa zu bewegen - und ohne auf Scharen anderer Touristen zu treffen. Unsere realen Räume indes gestalten wir mit steigendem Aufwand, um sie unserer Netz-Community zu zeigen. Während digitale Überwachungs-Tools die Wohnung einerseits zur sicheren Festung machen, öffnet sie sich zugleich für völlig fremde menschliche Zuschauer. Videostreams zwischen Haushalten und virtuellen Kontakten bieten zukünftig menschliche Nähe – die aber auf Distanz bleibt. Privates und öffentliches Ich verschmelzen.

Doch nicht nur wir werden uns zunehmend vernetzen, sondern auch die Dinge, die uns zu Hause umgeben. Die Vernetzung verschwindet dabei aus unserer Wahrnehmung unter der haptischen Oberfläche. Digitale Assistenten halten sich unsichtbar im Hintergrund und reagieren auf Sprachbefehle. Die Butler-Bots der Zukunft werden humanoid, also menschenähnlich erscheinen. Künstliche Intelligenz schaut sich das „Best-of" menschlicher Verhaltensweisen ab und lernt daraus.

In der Mensch-Maschine-Beziehung entstehen somit Formen von Geselligkeit, die es bisher nur unter Menschen gab. KI-gesteuerte Systeme werden immer besser darin, soziale ebenso wie intellektuelle Bedürfnisse zu bedienen – sie verstehen Humor, beherrschen Small Talk und spielen Spiele wie ein menschlicher Freund. In Zukunft werden Roboter immer genauer wissen, wie sie unsere Wünsche erfüllen.